12.12.2011 |
Im 6. Deggendorfer Akustik-Seminar präsentierten sechs hochkarätige Referenten wie der Klang von Fahrzeugen rein durch Computersimulationen nachgebildet und optimiert werden kann. Die wissenschaftliche Vortragsreihe im Studiengang Medientechnik gab Studierenden, aber auch den zahlreichen Fachleuten Einblick in die Möglichkeiten der virtuellen Akustik und zeigte aktuelle Forschungsergebnisse auf.
„Die Simulation des Klangeindrucks mit schnellen Computersystemen ermöglicht bereits im Vorfeld der Fahrzeugentwicklung die Optimierung von Soundanlagen und zahlreichen Geräuschquellen im Auto und spart so den Aufbau von teuren Prototypen.“, so der Tagungsleiter Prof. Dr.-Ing. Gerhard Krump. Daher stand das diesjährige Seminar ganz unter dem Motto „Virtuelle Akustik“.
Dr. Alfred Svobodnik von der Firma Konzept-X gab Einblick in die Simulation von Audioanlagen im Fahrzeug, wodurch Lautsprechergröße und -position auf den Fahrgastinnenraum rein durch Computersimulationen angepasst werden können.
Prof. Gerhard Krump zeigte anhand des Lautsprechers wie Messtechnik, Simulation und Psychoakustik, welche sich mit der Signalverarbeitung des Gehörs beschäftigt, eine Einheit bilden. Lautsprecherparameter wie Membranenform und Schwingverhalten werden durch Computerberechnungen so optimiert, dass sie einen Wohlklang für das menschliche Gehör erzeugen.
Dr. Sottek von der Firma HEAD acoustics erläuterte, wie Motor-, Reifen- und andere Fahrzeuggeräusche nachgebildet werden. Ein Fahrzeuginnengeräuschsimulator im Hörsaal versetzte den Zuhörer virtuell in den Fahrzeuginnenraum und gab über Kopfhörer abhängig vom Gaspedal die Fahrgeräusche wider. Dadurch kann der Einfluss der verschiedenen Lärmquellen untersucht werden, um die Fahrgeräuschkulisse im Auto zu einem leisen, kraftvollen Schnurren zu optimieren.
Dipl.-Ing. Stephan Werner von der TU Ilmenau und Dipl.-Ing. Christoph Sladeczek vom Fraunhofer-Institut in Ilmenau gaben einen Überblick über beidohriges Hören, welches erst die Lokalisation von Schallquellen ermöglicht, und zeigten weitere Anwendungen der virtuellen Akustik wie beispielsweise im Kinosaal, in dem der Zuhörer von 192 Lautsprechern umgeben ist, die einen dreidimensionalen Höreindruck erzeugen.
Dipl-Ing. Mirco Ebersold von Müller-BBM erläuterte schließlich die Berechnung von Schallfeldern im Freien, so dass die Lärmemission von Industrieanlagen bereits bei der Planung vorhergesagt und durch sinnvolle Anordnung von Gebäudeteilen, Absorbern und Dämmwänden Lärm abgeschattet und an der Ausbreitung gehindert werden kann.
In einem Demofahrzeug der Firma Harman konnten sich die Besucher des Seminars das Ergebnis virtueller Simulationen anhören. Ebenso stellte die Firma HEAD acoustics einen Fahrzeuginnengeräuschsimulator für eine Hörprobe der Besucher zur Verfügung.
Mit dem Resümee, dass die Veranstaltung sehr anschaulich zeigte, wie gut Computersimulationen in der Lage sind, unsere technisierte Umwelt leiser und klanglich angenehmer zu gestalten, beendete Prof. Krump das diesjährige Akustik-Seminar.