30.6.2015 |
Foto: Langesee
Zwei Neue mit Heimathintergrund
Am Tech-Campus Grafenau arbeiten mit Gudrun Fischer und Robert Hable junge Forscher aus der Region
von Ursula Langesee
Gute Aussichten für den Tech-Campus Grafenau, derzeit noch in Neudorf: Mit den "Heimatrückkehrern" Gudrun Fischer (Mitte) und Dr. habil. Robert Hable hat Campus-Leiterin Prof. Dr. Diane Ahrens junge, engagierte Forscher in ihren Reihen, die im Bayerischen Wald bleiben wollen.
Neudorf. Seit der Technologie-Campus (jetzt: Tech-Campus) Grafenau vor drei Jahren in der früheren Schule in Neudorf seine Forschungsarbeit aufgenommen hatte, war es das Bestreben, hochkarätige (junge) Leute, möglichst aus dem näheren Umfeld, hierher zu bringen. Das gelingt immer besser. Informatikerin Gudrun Fischer (35) und Statistiker Dr. habil. Robert Hable (33) sind die jüngsten Zugänge im derzeit 15-köpfigen, international besetzten Team von TC-Leiterin Prof. Dr. Diane Ahrens mit "Heimathintergrund".
Gudrun Fischer ist gebürtige Passauerin und studierte an der Uni der Dreiflüssestadt Informatik. Zehn Jahre arbeitete sie in München bei Airbus als Systemplanerin, im Projektmanagement, im Vertrieb und trug zuletzt auch Personalverantwortung als Teamleiterin von bis zu acht Leuten. Ihre Dienstreisen führten sie um die ganze Welt. "Doch irgendwann stellte ich mir die Fragen: Was kommt jetzt? Möchtest du noch weiter hinauf oder gelten jetzt andere Prioritäten? Ich entschied mich für die Familie und habe inzwischen einen fast zweijährigen Sohn. Nach einem Jahr Elternzeit, die mein Mann genommen hatte, haben wir beschlossen, in den Bayerischen Wald zu ziehen. Mein Mann musste immer von München zu seiner Arbeit nach Regen pendeln. Da war nur eine Wochenendbeziehung möglich und das war uns – mit Kind – einfach zu wenig. Jetzt wohnen wir in Frauenau und das ist ideal", erzählt Fischer.
Auch Prof. Ahrens ist sehr froh, dass sich die Informatikerin trotz anderer Angebote für den TC entschieden hatte. Ihr Wissen bringe sie seit Mai u.a. mit der Erstellung von Simulationen in den auf Datenanalytik, Einkauf und Supply-Chain-Management spezialisierten Forschungsstandort ein. "Frau Fischer hat eine Modellbildung für das Gefährdungspotenzial von Soldaten in Afghanistan entwickelt und sich damit gegen männliche Konkurrenz durchgesetzt. Das passt sehr gut zu uns", so Ahrens.
Der jungen Mitarbeiterin gefällt an ihrem neuen Arbeitsplatz besonders die Mischung aus Forschung und praktischen Problemen.
Seit letzten September ist Dr. habil. Robert Hable im Grafenauer TC-Team und es ist für ihn in gewisser Weise eine Rückkehr zu seinen familiären Wurzeln. Er selbst ist zwar in Vilsbiburg aufgewachsen, aber sein Vater ist ein gebürtiger Grafenauer (aber nicht verwandt mit den bekannten Namensvettern Edi und Richard Hable). "Meine Großeltern kamen als Heimatvertriebene aus der Krumauer Gegend nach Grafenau. Opa fand nach dem Krieg Arbeit in den Atex-Werken und baute für die Familie eine Holzbaracke an der Stelle, wo ich jetzt jeden Tag von meinem Wohnort in Deggendorf her die B533 durch das Elsenthal fahre", erzählt Hable.
Er hat an der Uni Bayreuth Mathematik studiert, machte seine Doktorarbeit, war an der LMU München für das Studienfach Statistik und kehrte nach Bayreuth zurück, um sich mit dem Ziel Professor zu habilitieren. Dann drängte sich auch bei Robert Hable – inzwischen verheiratet und Vater von zwei Kindern– die Frage auf, ob eine Professur überhaupt sein müsse. "Lehrstühle für Statistik-Professoren sind rar und deshalb muss man geographisch sehr flexibel sein. Aber meine Frau und ich wollten nicht irgendwo in Deutschland leben, sondern zurück nach Südostbayern. Außerdem war mir die Uni ohnehin zu theoretisch, ich will mich echten Problemen stellen", berichtet der 33-Jährige von seinen Überlegungen, zurück in den Bayerischen Wald zu gehen. Er hat sich nur am Tech-Campus Grafenau beworben und ist sofort genommen worden. "So spontan bin ich selten. Aber bei Herrn Hable spürte ich gleich, dass er in unser Team passen wird", erzählt Ahrens. Hables Hauptgebiete sind die Datenanalytik und maschinelles Lernen. Da steuert er auch viele Projekte.
Über die vom TCG forcierte Zusammenarbeit mit Tschechien findet Hable eine weitere Verknüpfung mit seiner Familiengeschichte. "Die Besprechung in Pisek fand auf dem Platz der früheren Kaserne statt, wo mein Großonkel seinen Wehrdienst abgeleistet hatte." Sein nächster Termin in der Heimat seiner Vorfahren ist das südböhmisch-niederbayerische Datenanalytikforum in der kommenden Woche im tschechischen Neuhaus.
27.06.2015 | PNP