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Kunst und Technologie: Eine perfekte Symbiose

4.6.2012 |

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Künstler aus Linz gestalten den Technologie Campus Teisnach.

Kunst und Technik sind keine Gegensätze – das beweisen zwei Kunststudenten von der Universität für angewandte Kunst in Linz. Sie haben sich überlegt, wie sich Kunst am besten in den Technologie Campus in Teisnach einfügt. Das Ergebnis ihrer Arbeit stellten sie am Freitagnachmittag bei einer Vernissage vor.

Freude über die Verschönerung. Bürgermeisterin Rita Röhrl freute sich sichtlich über die Verschönerung des Hochschul-Gebäudes. Zur Vernissage begrüßte sie die beiden Künstler und den Vertreter der Universität für angewandte Kunst in Linz, Prof. Dr. Reinhard Kannonier. Von der Hochschule Deggendorf waren Präsident Prof. Peter Sperber und sein Vorgänger Prof. Reinhard Höpfl sowie Kanzler Dr. Gregor Biletzki anwesend. Auch Landrat Michael Adam und Regierungspräsident Heinz Grundwald wollten die Künstler und ihre Werke kennen lernen

Von Prof. Sperber kam die Idee, für das Kunstprojekt einen Antrag bei Euregio zu stellen. Alles klappte wie am Schnürchen, Rita Röhrl war überrascht von der "einfachen und unkomplizierten Fördermöglichkeit". 25 000 Euro plus 8000 Euro Preisgelder wurden für das Projekt investiert. Zu 60 Prozent wird es von der Euregio finanziert, die Bürgermeisterin dankte Kaspar Sammer und Kathrin Braumandl von der Euregio Bayern dafür. Und sie kündigte an, dass sie schon neue Ideen habe, wie man mit Euregio und der Uni Linz weitere Projekte in Teisnach durchführen könne.

Den Kontakt zur Universität in Linz habe der österreichische Künstler Wolfgang Baumüller hergestellt, erklärte Präsident Sperber. Ihn kannte Sperber von einem Projekt in den Gläsernen Gärten in Frauenau. Mit dem Professor der Universität Linz Dr. Reinhard Kannonier sei man sofort auf einer Wellenlänge gewesen. Vergangenes Jahr wurde daraufhin ein Wettbewerb an der Uni ausgeschrieben. Eigentlich wollte man sich nur für eine Bewerbung entscheiden. Zwei Ideen gefielen der Jury aber so gut, dass man sich kurzerhand für beide entschied und das Preisgeld aufteilte.

"Kunst und Technologie passen auf den ersten Blick nicht so zusammen", meinte Prof. Sperber, er konnte trotzdem eine Verbindung herstellen: "Beide versuchen irgendwie die Welt zu verstehen." Und beide wollen ihre Gedanken und Theorien real werden lassen, sie anschaulich machen. Die Werke der beiden Künstler sind tatsächlich nicht nur zum Anschauen da, sondern auch zum Anfassen und Erleben; sie sind nicht abstrakt und schwer zugänglich, sondern sogar recht praktisch.

Hocker sollen helfen,Gespräche anzufangen  "Es sitzt sich recht gut darauf", das konnten Rita Röhrl und Prof. Dr. Reinhard Kannonier nach dem Testsitzen auf den roten Hockern von Helga Chibidziura bestätigen. Zwölf identische Hocker sind im Haus verteilt. Sie sind aus rotem Leder, die Künstlerin ließ sich bei der Farbgebung und bei der Wahl der kubischen Form von der Außenfassade des Campusgebäudes inspirieren. Mit Siebdruck sind um den Hocker herum Wellenlängen des Lichts aufgedruckt, außerdem der Schriftzug "Es werde Licht". Stellt man vier Hocker zusammen, lässt sich der Schriftzug komplett lesen. "Ich möchte, dass die Studenten hier im Foyer oder im ganzen Haus zusammenkommen und ins Gespräch kommen", erklärte Helga Chibidziura ihre Idee hinter den Kunstobjekten.

Das Sprechen ist auch Lukas Beltrame wichtig. Er sammelte für sein Projekt Begriffe, die die Studenten und Mitarbeiter an der Hochschule Tag für Tag gebrauchen. Mit Prof. Dr. Peter Sperber wählte er einige davon aus, diese brachte der Künstler an der Eingangsfassade und an der Schiebetür an. Die Schriftzüge stellen die Begriffe auch optisch dar: "Die sphärische Referenzfläche" ist auf einer grünen Fläche zu lesen, bei "die kreisförmige Wellenfront" sind die Buchstaben in Kreisform angeordnet.

Begriffe aus Studiengängen. Die Studenten sollen sich mit den Begriffen aus ihren Studiengängen auseinander setzen, wünscht sich der junge Künstler: "Diejenigen, die hier eintreten, sollen mit den Begriffen konfrontiert werden, sie sollen Fragen stellen." Was genau die Begriffe "optische Weglänge" und "topographisches Kohärenzradar" allerdings bedeuten, kann Lukas Beltrame nicht erklären – diese Aufgabe haben die Studenten des Technologiecampus. Vielleicht gehen sie ja auf den roten Hockern sitzend und auf die Glasfront schauend dank der Beschäftigung mit Kunst den Geheimnissen der Technik auf den Grund.

Quelle: Passauer Neue Presse vom 04.06.2012
Autor: Kristina Pöschl