10.12.2013 |
Energienutzungsplan: Jetzt geht es in die Gemeinden
Jetzt wird es sich entscheiden, ob die vielen tausend Seiten mit Analysen und Berechnungen, mit Diagrammen und Empfehlungen konkrete Folgen haben werden - oder ob sie unbeachtet in irgendeiner Ablage vergammeln. Der Energienutzungsplan für den Landkreis Regen ist erstellt, jetzt muss sich zeigen, welche Schlüsse daraus gezogen werden, ob gehandelt wird.
"Aus dem Thema Energiewende ist etwas die Luft raus", stellte Landrat Michael Adam bei der Abschlussveranstaltung zum Energienutzungsplan fest. Dass sich das ändert, dafür will er sorgen, und er verkündet, dass die gerade eben gegründete ArberLand REGio GmbH dieses Feld beackern soll. "Wir brauchen Kümmerer", so Adam. Kümmerer auf Kreisebene soll Herbert Unnasch sein, Geschäftsführer der neuen Kreis-GmbH.
Erstellt hat den Energienutzungsplan der Technologie Campus Freyung der Technischen Hochschule Deggendorf. Dipl.- Ingenieur Josef Pauli vom Campus Freyung stellte einige Fakten am Beispiel der Stadt Regen vor. 254 000 Megawattstunden Wärmeenergie werden in Regen pro Jahr verbraucht, 80 Prozent dieser Energie wird mit Öl oder Gas erzeugt, 20 Prozent mit Hilfe von erneuerbaren Energien. Konnten diese 80 Prozent durch regenerative Energien ersetzt werden oder ein Teil durch Einsparungen überflüssig gemacht werden, so konnte eine jährliche Wertschöpfung von rund zwölf Millionen Euro erreicht werden, wie Pauli erläuterte. 47 Vorschläge sind im Energienutzungsplan für die Stadt Regen gemacht worden. Die reichen von so simplen Dingen wie der Schulung von Hausmeistern bis zu komplexeren wie der Änderung von Flächennutzungsplanen, über den Bau von PV-Anlagen zu ermöglichen. Oder dem Bau von Blockheizkraftwerken, die ganze Siedlungsteile mit Wärme versorgen können und nebenbei noch Strom erzeugen.
Auch Pauli sagte, dass es in den Städten und Gemeinden einen festen Ansprechpartner geben müsse, der sich hinter diese Projekte klemmt. Wie so ein Ansprechpartner aussehen kann, das zeigte Peter Ranzinger aus Passau. Er ist der Ober-Energie-Einsparer des Landkreises Passau. Genauso beeindruckend wie seine sprühende Energie waren die Fakten, die er brachte. Dass Energiesparen nötig ist, um den Klimawandel zu bremsen, das kann ein Motiv sein. Das wichtigere Motiv für viele ist aber, den eigenen Geldbeutel zu retten. Gegenwärtig werden im Landkreis Passau jährlich 900 Millionen Euro pro Jahr für Energie ausgegeben, in selben Jahren werden es wegen der Preissteigerung rund 1,5 Milliarden Euro sein. Da kann sich Energiesparen schnell lohnen, und mögliche Mehrkosten für energiesparende Technik amortisiert sich schnell.
Ranzinger räumte auch mit dem Irrglauben auf, dass der steigende Strompreis der große Preistreiber ist. "Nur zwölf Prozent des Energieverbrauchs entfallen auf Strom, 46 Prozent entfallen auf Warme, der Rest wird für die Mobilität verbraucht", sagte er. Und formulierte gleich das große Ziel: Leute motivieren, an der Energiewende mitzuarbeiten. Nach dem schwedischen Wirtschaftsnobelpreisträger und Soziologen Gunnar Myrdal kann ein gesellschaftliches Projekt durchgesetzt werden, wenn es nur von fünf Prozent passionierter Menschen zielstrebig und ausdauernd verfolgt wird.
Quelle: PNP vom 5. Dezember 2013